Friday, October 27, 2006

Aus Honduras

Hallo meine Lieben alle!

Ich sitze in einem Internetcafe, das mitten im Zentrum der Stadt Tegucigalpa liegt. Die Tastatur ist absolut unbrauchbar und mit Edding wurden einzelne Buchstaben rekonstruiert. Die Tastatur spiegelt das Leben hier wider. Es ist sehr dreckig und in manch dunklen Ecken halten sich manch dunkle Gestalten auf. Und ich sage euch, nicht irgendwelche Penner wie sie in Deutschland rumlaufen, nein, es sind Gestalten so heruntergekommen und dreckig, meist auch krank, sehr krank, oder im Gesicht voellig entstaltet durch Feuernarben oder Aehnlichem.
Auch habe ich schon alte Menschen vor der Kirche liegen sehen, die selenruhig ihren Mittagsschlaf halten. Auf dem Boden. Nachts hoert man oft Sirenen von Autos, die, wie ich schaetze, aufgebrochen wurde. Teilweise rennen Kinder auf der Strasse rum, auch noch um 23 Uhr nachts. Sie gehen auf Streifzuege und spielen und toben. Auch laufen hier Polizisten, sie sehen auf jeden Fall so aus, herum, mit Gewehren und fetten Knueppeln. Unser Haus ist mit hohen Mauern und dichtem Drahtzaun umgeben. Ich spreche ja nicht besonders gut Spanisch, besonders weil ich hier zum ersten mal richtig Spanisch lerne. Abgesehen von den 2 Wochen Spanischkurs. Aber hier, ich habe in einer Woche so viel Spanisch gelernt, dass ich mich sogar traue, alleine auf die Strasse zu gehen, obwohl hier wirklich nur sonderbare Wesen rumlaufen. Aber das Leben hier, wie kann ich es beschreiben, es pulsiert, man lebt. Es ist zwar dreckig und manchmal stinkt es irgendwo her, aber es ist..ich finde keine Worte. Es gefaelllt mir. Es ist vollkommen anders als in Deutschland. Das Leben in Deutschland ist langweilig, geordnet und in Bahnen aufgeteilt. Hier laeuft man staendig Menschen ueber den Weg. Und es gibt viele Menschen. Irgendwie fuehle ich mich hier freier und alles ist natuerlich sehr aufregend fuer mich. Tausend neue Gerueche, Geschmaecker, interessante Menschen mit interessanter Vergangenheit.

Am Freitag war ich mit 3 anderen auf dem Markt einkaufen. Vor dem Tor des Marktes standen ein paar Waechter mit Holzknueppeln. Wir mussten fuer uns einkaufen. Das heisst fuer ca. 30 Leute. Dieser Markt, er war gigantisch. Staende voller Gemuese. Berge von Bananen. Enge Wege und Menschen, die in dem Gedraengel untergingen. Und dreckig war es natuerlich auch. Ich blieb vor dem Tor stehen, weil die anderen einkaufen gingen und ich aufpassen musste, dass die Dinge, die sie mir brachten, nicht geklaut wurden. Vor mir liefen kleine Kinder und junge Maenner rum, die ihre Bolsas, also Plastiktueten loswerden wollten und staendig zu mir kamen und mir eine verkaufen wollten. Aber man muss weggucken. Viele Menschen schauen weg. Ich auch. Ich nehme dieses Leben an, weil ich hier schon von Anfang an gelernt habe, dass man sich nicht auf die Menschen auf der Strasse einlassen soll. Und helfen.... hier kann man nicht helfen. Ich meine helfen im globalem Sinne. Es gibt zu viel Armut, zu viele Menschen, die nicht mal wissen, ob London eine Stadt oder ein Land in Afrika ist. Zuhause bringe ich den Kindern viel Geschichte bei und erzaehle viel von Deutschland, weil sie auch sehr interessiert sind. Gestern haben ein paar der grossen Kinder und ich "Die Mumie" geschaut. Er spielte in Karnak, Aegypten. Ich habe also einen Atlas hervorgeholt und ihnen gezeigt, wo Aegypten und Karnak liegt. Dann habe ich von Nofretete oder Nafteta oder eben auch Nefertiti erzaehlt. Ich wuerde gerne helfen, aber hier auf der Stasse kann ich es nicht. Unsere Kinder im Heim sind von der Strasse. Nicht alle. Eines hat vor ein oder zwi Jahren mit Feuer gespielt und lag danach ein halbes Jahr im Krankenhaus. Sie wurde nie abgeholt. Wie schlimm muss das fuer ein Kind sein, das die Mutter nicht mehr haben will? Naja sie ist auf jeden Fall bei uns gelandet. Und ich denke, sie ist gluecklich.

Meine Lieben, ich waere so gluecklich, wenn ihr das sehen koenntet was ich sehe. Ich habe schon so viel in dieser einen Woche erlebt. Diese eine Woche erscheint mit wirklich sehr lang. Ich bin gut integriert und werde Tia, also Tante Vanessa gerufen. Meistens nur Tia. Auf dem Flug hierher konnte ich vom Flugzeug aus weite Sandstraende sehen, die sich bis tief in das tuerkisblaue Meer gezogen haben.
Ich sah Nebelschwaden, die Auf der Landebahn schwebten, dichte, dicke graue Schleier die uns nicht erlaubten, in Costa Rica, meine Zwischenstation, zu landen. Wir versuchten zwei Landungen, scheiterten aber jedes Mal. Der Pilot hatte Angst, dass er im Busch landet. Sobald wir jedoch ueber der Schlechtwetterfront waren, erstreckte sich eine gigantische Wolkenpracht, soweit das Auge reichte. Doch diesen Anblick zu geniessen war etwas schwer fuer uns, denn die Aussage des Piloten, dass unser Treibstoff knapp ist, war ein Schalg. Wir kreisten also noch ein paar Minuten ueber der Stadt San Jose, bis wir zu einem anderen Flughafen in einer anderen Stadt irgendwo in Costa Rica landen wollten. In dieser Stadt also warteten wir 2 Stunden, bis wir uns entschieden hatten, nach Havanna, Cuba (unserem erster Stop) zurueck zu fliegen. Doch einen Versuch wollte der Pilot noch in San Jose machen. Und endlich, wir hatten bessere Sicht! Die Aussicht abzustuerzen, war schlimmer als die fette, riesige, behaarte Spinne in meinem Zimmer, auf die ich fast getreten waere.

Also meine Lieben, Fotos kommen bald, und ich natuerlich auch. :) Bis bald, ich denke an euch und hoffe euch geht es allen gut. Alles Liebe und Gute, eure Vanessa

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