Saturday, November 18, 2006

Infos, Katalysatoren, Kirchen, Pfarrer und mehr

Hallo meine Lieben, weit entfernten Nachbarn auf der anderen Seite.

In letzter Zeit sind bei mir ein paar Probleme bezueglich meiner Homepage eingegangen. Also es ist so, dass man eigentlich von unten nach oben lesen muss. Der neueste Eintrag wird immer zuerst angezeigt, deshalb sollte man vielleicht den vorherigen lesen. Das ueberlasse ich aber ganz eurem freien Willen. Comments kann man nach jedem Eintrag von mir schreiben. Ganz unten steht dann in blauer Schrift Comment und da kann man mir eine Nachricht hinterlassen, die jeder lesen kann. Ihr klickt auf Comment und dann koennt ihr auch lesen, wer mir was wann wie geschriebn hat.

Zum Eigentlichen.
In der letzten Woche gab es ein paar groessere Schwierigkeiten und ich dachte staendig, heute gehe ich, okay dann halt morgen, naja am Ende der Woche reicht auch noch. So habe ich diese Woche ueberstanden und jetzt habe ich mich daran gewoehnt, um sechs Uhr aufzustehen, mit den Kindern zu spielen. Ich hatte mir etwas anderes erhofft und hatte hohe Erwartungen. Ich habe es mir einfach ganz anders vorgestellt. Aber jetzt fuege ich mich und schaue einfach. Meine Laune ging wirklich sehr weit den Bach runter. Besser gesagt, den Rio Choluteco, dessen Wasser die Farbe von verfaulten Aepfeln hat und stinkt wie ein nasser Hund.
In den letzten Tagen wurde auch viel rumgeschossen. Es hoert sich ganz anders an, als wie im Fernseh. Es hoert sich ein bisschen so an, als wuerden Luftballons platzen, nur eben mit Echo. Ich fuehle mich dann wie auf einem Kindergeburtstag, auf dem staendig Luftballons zertreten werden.

In der Stadt und auch sonst herrscht keine Katalysatorvorschrift. Der Smog ist echt eklig. Ich spatziere also in seeliger Ruhe die Strasse entlang, als ploetzlich ein Bus an mir vorbeirauscht und mir graubraunen Staub und Abgase hinterlaesst. Jedes Mal versuche ich nicht zu atmen, aber es gelingt mir nicht. Ich atme flach und trotzdem steigt mir das Bild meiner armen Synapsen in den Kopf, die das Acetylcholin nicht richig verarbeiten koennen, weil sie durch den Smog gehemmt werden. Ich bemitleide sie zutiefst, aber auch meine Lungenblaeschen, die so langsam vor sich hin welken.

Ich war letzten Sonntag mit den ganzen Kindern in der Kirche war. Ich gehe ja nicht wirklich gerne in die Kirche und fand es immer entsetzlich, wenn mich irgendjemand mitgeschleppt hat. Aber das war wenigstens ein wenig spannend. Von aussen ist die Kirche noch immer so wie von 428 Jahren, aber von innen nur auf Kitsch gemacht. Nicht so das, was ich mir von einer antiken Kirche, die in einer Zeit voller Abenteuer und Captain Jack Sparrow (Fluch der Karibik, ich bin ja hier in der Karibik) erbaut wurde, erwartet hatte. Eine geschlagene Stunde also musste ich mir das absolut unverstaendliche Gerede des Pfarrers anhoeren, was aber doch recht spannend und interessant war, denn ich konnte mich so gar nicht vom Anblick seiner Lippen trennen, die sich im 10 tel Sekundentakt oeffneten und schlossen. Ein Wunder, dass da noch etwas verstaendliches (nicht fuer mich) herauskam. Ich hatte also viel Zeit und konnte mir in Ruhe die Kirche betrachten. Auf jeder Seite gibt es 4 Kronleuchter mit 24 Birnen. Jedes der 8 grossen Fenster hat 36 kleine Scheiben, wobei 18 davon bunt sind. Es gibt 4 Kreuze und 135 Blumen aus Plastik. Nur das mal so nebenbei :) Das Kauderwelsch des Pfarrers hat bald mein Gehirn lahm gelegt und ich bin in eine Art Trancezustand gefallen. Wenn ich nicht gerade Fenster, Birnen, Blumen, Kreuze oder aehnliches gezaehlt habe, habe ich mir dann ein wenig die Leute ansehen koennen. Hinter uns stand ein duenner Penner der genauso gestunken hat wie die Luft, die stetig durch das offene Fenster wehte und leicht nach abgestandenem Essen und Muell roch.
Trotzdem haben wir dem armen Kerl die Hand geschuettelt. Ich haette gerne mehr gemacht, aber ich bin hilflos.
Ich hoffe ich konnte euch auch diesmal ein wenig zum Lachen bringen:) Fuehlt euch umarmt, eure Vanessa

P.S. Pequenja ist endlich wieder erwacht. Ich hoffe sehr, ihr fuer ein zwei Tage die Initiative ueberlassen zu koennen. Aber jetzt ist es wenigstens nicht mehr so einsam wenn wir zu zwei sind. Aber dennoch... Hilfe! Schickt uns eine Psyschiater, einen Therapeuten, einen Guru, oder etwas in der Art. Vielleicht kann der uns heilen! Die Selbstgespraeche werden immer oefter:)


Friday, November 03, 2006

Freiheit!!!

Jippie!!!

Pequenja und ich haben frei!! Heute, Samstag und Sonntag. Nur.. was fangen wir nur mit uns an? Wir haben echt keine Ahnung und letzte Nacht hat sie darauf bestanden, den 500 Seiten Waelzer fertig zu lesen und hat mich dann genervt, weil das Buch ja sooo romantisch ausging. Naja auf jeden Fall vermissen wir euch. Ja wirklich alle! Wir vermissen alle! Sogar die, die wir nicht leiden konnten. Also nur mal so zur Info, ich mutiere zu einer schizophrenen Kinderaufpasserin, die in 9 Monaten so viel deutsch verstehen wird wie ein tibetanischer Guru in einer Strohhuette und einer Ziege. Die Regenzeit ist da und in den letzten Naechte hat es furchtbar geregnet. Mein Zimmer ist nicht wirklich dicht. Das heisst, wenn es regnet habe ich das Gefuehl, dass ich in einem Zelt schlafe, das mitten im Regen steht. Dementsprechend laut dringen auch die Stimmen in mein Zimer, die mich tag taeglich um halb sieben Uhr morgens wecken.
Zum Glueck... Pequenja ist muede, sie geht jetzt schlafen.

Ich habe etwas kappiert. Ihr kennt mich alle als eine abenteuerlustige, totalchaotische Frau, die sich wahnsinnig auf ein gespanntes Risiko im Busch einlassen moechte. Aber, wusstet ihr schon, mit wem sie Tuer an Tuer zusammenlebt? Ja mit Pennern und Kindern und Drogensuechtigen. Aber ihr habt jemanden vergessen. Mein Nachbar heisst TOD und holt sich sogar bei Tageslicht seine Opfer. Ich kann euch berichten, dass ich Angst habe. Aber trotzdem gehe ich auf die Stasse. Nein, mein Pfefferspray und mein Albert Schweizer Taschenmesser nehme ich nicht mit. Denn es besteht die Gefahr, dass, wenn mich jemand von hinten anspricht, "Donde esta la Iglesia de Dolores?" ich mein winziges Pfefferspray blitzschnell verspruehe und die arme Frau, die ja eigentlich nur wissen wollte, wo die Kirche Dolores ist, ins Krankenhaus muss, wozu sie aber kein Geld hat, was dazu fuehrt, dass sie blind auf den Strassen herum irren muss.

In den ersten Tagen, als ich hier ankam, hoerte ich immer mein Handy klingeln, aber das eben nur in meinem Kopf. Seltsam war das. Wenn ich dann abends ins Zimmer kam, wollte ich mein Handy suchen und habe auf irgendeine SMS gehofft. Aber in dem selben Augenblick wurde mir bewusst, dass mich 15.000 Kilometer, 1000 Massenmoerder, ebensoviele Haie und Piranhas (die leben uebrigens an der Karibikkueste, hab ich mir sagen lassen) von meinem ach so geliebten Handy trennen. Aber ich bin drueber hinweg. Wir haben schluss gemacht. Das Handy und ich.
Ach ja und beglueckwuenscht mich. Ich habe es endlich geschafft, alle 30 Kinder mit Namen und dem dazugehoerigen Gesicht benennen zu koennen. Das muss gefeiert werde. Denn in der ersten Woche sahen sie alle gleich fuer mich aus. Jetzt kann ich so richtig mit ihnen schimpfen und nicht immer nur schreien: "No, niña no. Por favor, no!!" Also Niña ist der weibl. Ausdruck fuer Kind. Also schaetzungsweise Maedchen. Jetzt schreie ich: "No, Karla, Theresa, Estefany, Carmela, Rosa! Por favor, no!" Das ist doch schon wesentlich besser, findet ihr nicht auch?

Also, falls jemand Zeit findet, diesen Roman hier zu lesen, faend ich das super! Und gluecklicher waere ich, wenn ihr mir dann auch noch einen kleinen Comment hinterlasst. Einfach, damit ich weiss, dass ich mich hier nicht umsonst anstrenge. Und damit ich ein Lebenszeichen sehen kann. In den Strassen geht es heftig zu. Letztens habe ich ein paar Kinder von der Schule abgeholt. Der Depp, der eigentlich rot hatte, das ist eine der zwei Ampeln, die ich hier erst gesichtigt habe, hatte irgendwie Lust, mir und meinen Kindern zu nahe zu ruecken. Also habe ich angefangen zu schimpfen wie ein Rohrspatz. "Du dummer Depp, kannst du nicht aufpassen du verdammtes Arschloch? Du hast rot du LutiSobZah du!" (Ich sehe, Ahmad lacht:) ) Die Leute auf der Strasse hams zum Glueck nicht verstanden. "Ich habe dreissig Kinder Zuhause, die mich brauchen!" Habe ich geschimpft.

Okay ihr Lieben, danke dass ihr mir zugehoert habt. Lasst von euch hoeren.
Mit Bildern kann ich leider immernoch nicht dienen. Ich traue mich nicht, meinen Foto auch nur in die Hand zu nehmen. Geschweige denn mit ihm die ganze Stadt zu besichtigen.

Bis bald, eure Vanessa